Yoga und Nachhaltigkeit - die Nyamas und das bewusste innere Agieren
In den letzten drei Blogbeiträgen habe ich über die Yamas (das bewusste äussere agieren) gesprochen. Diese beziehen sich nicht nur auf die äussere Welt, sondern vielmehr auf den inneren Umgang mit sich selbst, welcher wiederum einen direkten Einfluss auf die Welt der 10000 Dinge hat. Die Nyamas hingegen, die ich in den nächsten Beiträgen näher mit dir betrachten möchten, beziehen sich noch etwas intensiver auf die «innere» oder die «eigene» Welt und haben ihre Wirkkraft mehr in der Tiefe. Man könnte auch sagen, sie beziehen sich sehr auf die ganz individuelle Entwicklung in Bezug auf die Persönlichkeit und die Selbsterforschung.
Die 5 Nyamas
- Saucha – Reinheit
- Santosha – Gleichgewicht
- Tapaha – Selbstbeherschung
- Svadhayaya – Selbsterforschung
- Ishvara Prandihanani – Hingabe
Im heutigen Beitrag befassen wir uns einzig und allein mit dem ersten Nyama - Saucha
Saucha - Reinheit
Das erste Nyama welches Patanjali uns vorstellt, ist Saucha. Du kannst es dir denken. Auch hier sind es, wie bei den 5 Yamas, verschiedene Bedeutungen, die wir diesem Nyama zuschreiben. Einfach übersetzt bedeutet es Reinheit. Ich persönlich finde dieses Nyama eines der wichtigsten, für den Fortschritt und die Entwicklung eines erfüllten, nachhaltigen und ganzheitlichen Lebens. Wir finden die Praxis von Saucha in vielen Religionen und Glaubensrichtungen. Alle einander etwas unterschiedlich, dennoch mit ähnlichen Zielen. Die Eliminierung von Gift, Negativität, niedriger und belastender Energie. Alles, was nicht dienlich ist, darf losgelassen und «bereinigt» werden. Bei den Muslimischen Brüdern und Schwester ist z. B. der Ramadan und z. B. bei den Christen die Fastenzeit ein Teil davon. Durch Fasten will man unter anderem den Körper von Giftstoffen reinigen und den Geist zur Ruhe bringen. Gut die Hälfte der Energie wird zum Verdauen von Nahrung benötigt. Das bedeutet, Fasten ist auch eine Art Energie tanken und Abfallstoffe aus dem Körper bringen. Ein ganzheitlicher Reinigungsprozess. Wenn du weniger oder vor allem bewusster Nahrung konsumierst, hat das einen direkten Einfluss auf dein Denken, was wiederum dein Handeln beeinflussen wird.
Saucha bedeutet also, sich von Giftstoffen im Körper aber auch im Geiste zu reinigen. Das Hauptaugenmerk bezieht sich hier aber auf die Arbeit mit unseren Gedanken, unserem Intellekt/Verstand, unserem Geist und unserer Psyche. Auf körperlicher Ebene ist es klar, dass wenn wir einen gut gepflegten und gesunden Körper haben, es uns in vielen Bereichen besser geht. Du wirst zu dem, was du isst. Eine wichtige Grundlage für ein angenehmes und zufriedenes Leben ist ganz klar körperliche Gesundheit. Zum einen will uns Patanjali hier also sagen, dass wir uns gesund bzw. rein und mit energievollen Nahrungsmitteln ernähren sollen. Beziehen wir das auf unsere Zeit, sprechen wir von regionalen und biologischen Nahrungsmittel. Nahrungsmittel, die mit nur wenig oder überhaupt keinen Pestiziden oder Fungiziden behandelt wurden. Lebensmittel, die so wenig wie möglich verarbeitet wurden und vor allem die bei der Produktion kein Leid oder Schmerz erlitten und verursacht haben. Doch es geht noch weiter. Die Art und Weise wie wir konsumieren, gehört hier auch hinein. Es ist wichtig, zu lernen, bewusst Nahrung zu konsumieren. Mit Bedacht darüber nachzudenken, was wir mit unserem Konsum verursachen. Uns darüber im Klaren zu sein, dass das, was wir gerade essen, unseren Körper nährt und wesentlich dazu beitragen kann, ob wir gesund oder krank sind.
Zum Zweiten will uns Patanjali aber auch ermutigen, hinzuschauen. Auch wenn noch so viel Staub und Nebel dir die Sicht verbergen mag. Und zwar in dich hineinzuschauen. Zu lernen deinen Geist, deine Gedanken und deine Emotionen zu beobachten.
Du sollst wissen, dein Gehirn und dein Körper sind ein Sammelsurium von vergangenen Ereignissen, Erlebnissen und dessen emotionalen Erfahrung, die du gemacht hast. Dein Gehirn speichert alles, was du erlebst, irgendwo ab. Wenn du Freude erlebst, fließt diese Emotion und die damit verbundene Energie durch deinen ganzen Körper. Durch jede einzelne Zelle. Genau das Gleiche geschieht, wenn du Wut oder Hass erlebst. Es fliesst durch deinen ganzen Körper. Dein Körper und vor allem dein Gehirn und deine Nervenzellen speichern dies als Erinnerung ab. Und je mehr du eine Emotion erlebst, desto grösser werden die Nervenansammlung in deinem Gehirn, um dir diese Erfahrung erfahrbar zu machen. Also ist die Rechnung ganz einfach. Je mehr du Liebe, Freude, Mitgefühl und Dankbarkeit erlebst und dieses Gefühl kultivierst, desto mehr wird sich dein Körper in diese Richtung ausrichten. Die Praxis von Saucha ist gewisse Übungen zu nützen, um gespeicherte Emotionen, die sich negativ auf dein System auswirken, zu löschen und positive zu stärken. Dich von den Erinnerungen zu reinigen, die dir schaden. Die Praxis von Saucha hilft dir dabei, dich von den Informationen zu lösen, die dich daran hindern, wahrlich zu wachsen.
Das Gleiche bezieht sich auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Denk mal darüber nach. Wie viele Beziehungen und Freundschaften pflegst du, die eigentlich wie Gift sind für dich? Von denen du weisst, dass sie dir nicht guttun? Saucha bedeutet, sich auch von zwischenmenschlichen Beziehungen zu lösen, die einem nicht dabei helfen, zu wachsen. Die einen hindern, vorwärtszukommen. Die nicht dienlich sind. Die einem mehr Energie nehmen, als geben können. Die einen schlecht und mies fühlen lassen. Beziehungen, die auf Aggressivität oder Negativität beruhen. Auch das gehört zur Reinigung. Das ist Saucha.
Nimm dir 2-3 Minuten Zeit und denk einmal darüber nach. Schreib auf, was du willst und vor allem was du nicht mehr willst – und dann Handle! Wenn nicht jetzt, wann dann???
Jemand, der sich in Saucha übt, der räumt sein Leben auf. Bringt die Dinge wieder ins Gleichgewicht. Stellt die Dinge klar. Setzt seinen Standpunkt und weiss, was er will. Hat keine Scham, ehrlich zu sein. Zu sagen und zu tun, was es zu sagen oder tun gibt. Ein solcher Mensch lebt nicht in Abhängigkeit von Beziehungen. Oder Ist nicht nur glücklich, wenn er von seinem Partner oder Freunden geliebt oder gemocht wird. Nein, ein solcher Mensch lebt selbstbestimmt. Im Wissen, dass die einzige wahre Beziehung, die es zu pflegen gibt, in erster Linie, die zu sich selbst ist. Erst wenn diese Beziehung ehrlich gepflegt wurde, wird es möglich sein, nachhaltig und liebevoll zu handeln. Erst, wer sieht, wie viel Müll wir uns über die Jahre angehäuft haben, kann verstehen, wie wichtig innere Ordnung und Gleichgewicht ist, um nachhaltig und langfristig zufrieden zu sein. Und wenn du hier erkennst, dass Nachhaltigkeit bei dir und deinen eigenen Gedanken und Handlungen beginnt, wird es möglich sein, auch in der Welt nachhaltig zu handeln. Ist es nicht brillant? Seit Jahrtausenden hätten wir eine Landkarte, die uns zur kompletten Nachhaltigkeit führen würde. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema. Meine Aufgabe ist es nicht, die Welt zu retten. Es ist deine Aufgabe. Meine ist es, selbst mehr und mehr die Yamas und Nyamas in meinem Leben zu integrieren. Was ganz natürlich und ohne Partei oder Seiten ergreifen zu müssen, zu mehr Frieden, Ruhe und Liebe führt. Sind das nicht die Grundvoraussetzungen für Nachhaltigkeit?
Im Folgenden habe ich dir ein paar ganz einfach Tricks, wie du Saucha in deinem Alltag einbauen kannst. Super simple und es tut auch nicht weh.
1. Lösche jegliche kommerziellen Nachrichten Apps!! Es tut mir Leid das so krass zu sagen, aber glaubst du wirklich, du könntest liebevolle, nachhaltige und reine Gedanken haben, wenn du dir schon früh morgens die geballte Negativität reinziehst, die die Welt zu bieten hat. Ich sage nicht, wir sollen wegschauen und den Kopf in den Sand stecken. Ich sage aber, du musst nicht alles wissen, was gerade auf dem Planeten geschieht. Kauf dir lieber die Lokale Zeitung deiner Gemeinde. Dort findest du erstens Informationen, die einen direkten Einfluss auf dein Leben haben könnten – schliesslich lebst du da. Und zweitens sind diese Nachrichten sehr oft mit mehr positiven News bestückt wie zum Beispiel kulturelle regionale Informationen. Es gibt aber auch coole Alternativen. Google doch mal im Internett nach "Positve Nachrichten" oder "good news". Du wirst da sicherlich einiges finden, was dich ebenfalls interessieren könnte - und dir vor allem auch etwas zurückgibt.
2. Versuche mal für die nächsten siebe Tage folgende Übung am Morgen. Sie hilft dir, deinen Körper mit Sauerstoff und Energie zu füllen.
Setze dich auf einen Stuhl oder im Schneidersitz auf den Boden oder das Sofa. Atme durch die Nase für 5 Sekunden ein, halte den Atem für 5 Sekunden, atme für 5 Sekunden aus und halte den Atem wieder für 5 Sekunden. Danach wiederholst du das für die nächsten 7-10 Minuten. Stelle am besten ein Wecker. Gemütliche Hintergrundmusik kann dabei helfen, dich mehr gehen zu lassen und zu entspannen. Du kannst bis auf 10 Sekunden steigern, wenn dies deine Lungenkapazität zulässt. Allein diese Übung wird dir garantiert dabei helfen, ganz anders in den Tag zu starten.
3. Nimm dir am Abend 10 Minuten Zeit (du kannst gerne ein Timer stellen) und nimm ein Blatt Papier zur Hand. In den nächsten 10 Minuten schreibst du alles auf das Blatt, was dir gerade in den Sinn kommt. Alles, was rausmuss. Jegliche Gedanken, die du gerade hast. Dinge die du noch zu erledigen hast. Dinge, die an diesem Tag cool und erfreulich waren, aber auch die Dinge, die vielleicht nicht so Spass gemacht haben oder dich traurig fühlen liessen. Schreib einfach drauflos. Diese Methode nennt sich Braindumping und hilft dir dabei, dich von vielen der tausenden von Eindrücken, die wir täglich haben, zu lösen.
4. Zusätzlich habe ich noch ein Youtube Video angehängt.
In diesem kurzen Video will ich dir einen kurzen aber intensiven Einblick in die Praxis von Pranayama «Breathwork» und Meditation geben.
Pranayama bedeutet die Ausdehnung des Atems bzw. der Energie, welche im Atem steckt. In diesem Video versuchen wir also in kürzester Zeit sehr viel Sauerstoff und Energie in den Körper zu bringen – uns mit Lebensenergie zu füllen. Neben den positiven Effekten auf der körperlichen Ebene unterstützt das Atmen auch den nachfolgenden Meditationsprozess. Du wirst ruhiger und gelassener sein und kannst dich besser entspannen.
Die Meditation basiert auf östlichen Lichtmeditationen und den neusten Erkenntnissen der Hirnforschung. Damit in deinem Leben etwas erschaffen werden kann, muss zuerst ein Bild im Geiste davon existieren. Gleichzeitig wollen wir alles, was uns bis dahin im Weg stand, dies zu erreichen, loslassen.
Have fun!
Shanti, Shanit, Shanti
Hari Om Tat Sat
Frieden, Frieden, Frieden
So soll es sein
In Liebe und Dankbarkeit
Yves